In den letzten Tagen habe ich mich ja intensiv mit dem Thema «Freie Software» und «Open Source» auseinandergesetzt. Mich damit beschäftigt, ob ich mein Ubuntu ruhigen Gewissens auf der Festplatte lassen kann, oder aber doch lieber zu Debian wechseln will. Videos von Stallman und von Shuttleworth angeschaut, gelesen, gelesen und noch einmal gelesen.
Seit ein paar Tagen hatte ich ja nebst meinem Ubuntu zusätzlich ein Debian Wheezy in Dualbootkonfiguration am laufen. Das Wheezy lag dort, wo früher mal das Windows gewohnt hatte…
Nun bin ich persönlich der Überzeugung, dass freie Software nicht frei sein kann, wenn zuviel Geld (Wirtschaftsdenken) und zuviel Marktwirtschaft dahintersteht. Freiheit und Geld. Das sind einfach zwei Punkte, die sich irgendwie schon fast diametral gegenüberstehen. Genau wie die Begriffe «Freie Software» und «Open Source«.
Was ist eigentlich «Freie Software»?
Dazu möchte ich an dieser Stelle den Artikel – Was bedeutet «Frei»? oder Was bedeutet der Begriff «Freie Software»? – von der Debian Seite zitieren
Viele Menschen, für die Freie Software neu ist, fühlen sich verwirrt, weil der Begriff
freinicht so gebraucht wird, wie sie es vermuten. Für sie hat frei die Bedeutungkostenlos. Ein Englischwörterbuch verzeichnet fast zwanzig verschiedene Bedeutungen fürfree(bzw. Übersetzungen vonfree). Nur eine davon istunentgeltlich, kostenlos. Der Rest bezieht sich auf Freiheit und das Fehlen von Zwängen. Wenn wir von Freier Software sprechen, meinen wir eher deren Nutzbarkeit (Freiheit) und nicht deren Preis.Software, die nur in dem Sinne frei ist, dass Sie nichts für deren Nutzung zahlen müssen, ist kaum wirklich frei. Es ist Ihnen vielleicht verboten, sie weiterzugeben. Und Sie werden höchstwahrscheinlich daran gehindert, sie zu verbessern. Software mit einer kostenlosen Lizenz ist häufig eine Waffe in einer Werbekampagne, um ein verwandtes Produkt zu fördern oder einen kleineren Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. Es gibt keine Garantie, dass sie frei bleibt.
Wirklich freie Software ist immer frei. Public Domain Software kann weggeschnappt und Teil von nicht freien Programmen werden – und ist damit nicht mehr frei. Um frei zu bleiben, muss Software urheberrechtlich geschützt und lizenziert werden.
Für den Uneingeweihten ist ein Stück Software entweder frei oder nicht frei. Das reale Leben ist komplizierter als das. Um zu verstehen, was impliziert wird, wenn Software als frei bezeichnet wird, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Welt der Softwarelizenzen machen.
Copyrights (Urheberrechtsangaben) sind eine Methode, die Rechte des Erschaffenden bestimmter Werke zu schützen. In den meisten Ländern ist die Software, die Sie schreiben, automatisch urheberrechtlich geschützt. Eine Lizenz ist die Möglichkeit des Autors, die Nutzung seines Werkes (Software in diesem Fall) durch andere auf eine Art, die für ihn akzeptabel ist, zu erlauben. Es ist Sache des Autors, eine Lizenz beizufügen, die bestimmt, auf welche Weise die Software genutzt werden kann. Für eine angemessene Diskussion von Copyrights siehe http://www.copyright.gov/.
Natürlich brauchen verschiedene Umstände auch verschiedene Arten von Lizenzen. Softwarefirmen sind bestrebt, ihre Aufwendungen zu sichern, so dass sie nur kompilierten Code (der vom Menschen nicht lesbar ist) veröffentlichen und die Nutzungsmöglichkeiten dieser Software stark einschränken. Andererseits suchen Autoren freier Software nach Kombinationen der folgenden Punkte:
- Nicht zuzulassen, dass ihr Code in proprietärer Software verwendet wird. Da sie den Code für alle Personen veröffentlichen, möchten sie keine anderen sehen, die ihn stehlen. In diesem Fall wird die Verwendung des Codes als ein Zeichen von Vertrauen angesehen: Sie dürfen ihn verwenden, solange Sie nach denselben Regeln spielen.
- Schutz der Identität der Urheberschaft des Codes. Menschen sind sehr stolz auf ihr Werk und wollen nicht, dass jemand ihren Namen daraus entfernt oder behauptet, er habe die Software geschrieben.
- Verbreitung des Quellcodes. Eines der Probleme mit den meisten kommerziellen Softwareprodukten ist, dass man Fehler nicht beheben kann oder sie nicht für eine bestimmte Anwendung anpassen kann, da der Quellcode nicht verfügbar ist. Darüber hinaus entscheidet die Firma vielleicht, diejenige Hardware, die man gerade nutzt, nicht mehr zu unterstützen. Viele freie Lizenzen erzwingen die Verbreitung des Quellcodes. Dieses schützt den Nutzer, da es ihm Anpassungen für seine Zwecke erlaubt.
- Das Erzwingen, dass alle Produkte, die einen Teil ihres Produktes enthalten (das nennt man abgeleitete Werke, wenn es um Urheberrechte geht), die gleiche Lizenz nutzen.
Viele Menschen schreiben ihre eigene Lizenz. Dies wird eher missbilligt, da es beim Erzeugen einer Lizenz, die genau das aussagt was man will, um sehr subtile Dinge geht. Zu oft ist entweder die Aussage zweideutig oder einzelne Bedingungen sind widersprüchlich. Die Formulierung einer Lizenz, die vor Gericht Bestand hat, ist sogar noch schwerer. Zum Glück gibt es eine Anzahl von bereits ausformulierten Lizenzen, die höchstwahrscheinlich das bieten, was man braucht.
Drei der am weitesten verbreiten Lizenzen sind:
- Die GNU General Public License (GPL) (inoffizielle deutsche Übersetzung). Gute Hintergrundinformationen über Software-Lizenzen und eine Kopie dieser Lizenz findet man auf der GNU-Website. Dies ist die weltweit am meisten genutzte freie Lizenz.
- Die Artistic License.
- Die BSD style-Lizenz.
Alle diese Lizenzen haben einige Eigenschaften gemeinsam:
- Man kann die lizenzierte Software auf beliebig vielen Maschinen installieren.
- Beliebig viele Personen können diese Software gleichzeitig benutzen.
- Man kann so viele Kopien dieser Software erzeugen wie man will und sie an wen auch immer verteilen (freie oder offene Verbreitung).
- Es gibt keine Beschränkung bei der Modifizierung dieser Software (außer, dass bestimmte Anmerkungen erhalten bleiben müssen).
- Es gibt keine Einschränkung bezüglich der Weitergabe, oder gar des Verkaufs, dieser Software.
Dieser letzte Punkt, der den Verkauf von Software gegen Geld erlaubt, scheint im Gegensatz zur Idee von freier Software zu stehen. Tatsächlich ist er einer ihrer Stärken. Da die Lizenz die freie Weiterverbreitung erlaubt, kann jeder, der eine Kopie besitzt, weitere Kopien verbreiten. Er kann auch versuchen, sie zu verkaufen. In der Praxis kostet es so gut wie nichts, elektronische Kopien von Software zu erstellen. Angebot und Nachfrage werden den Preis niedrig halten. Wenn es für ein großes Softwareprodukt oder eine Sammlung von Software geeignet ist, diese auf einem Medium wie CD zu verbreiten, kann der Hersteller dafür verlangen, was er will. Wenn die dabei angesetzte Gewinnspanne allerdings zu hoch ist, werden weitere Hersteller auf den Markt treten und der Wettbewerb wird zu einer Preissenkung führen. Als Ergebnis kann man z.B. ein komplettes Debian-Release auf mehreren CDs für nur ein paar Euro kaufen.
Während freie Software nicht komplett frei von Zwängen ist (nur Public Domain Software ist das), gibt sie doch dem Anwender die Flexibilität, das zu tun, was zur Erreichung seines Ziels nötig ist. Zur gleichen Zeit werden die Rechte des Urhebers geschützt. Das ist echte Freiheit.
Das Debian-Projekt ist ein starker Unterstützer von freier Software. Da für Software viele verschiedene Lizenzen benutzt werden, wurde ein Satz von Empfehlungen, die Debian Free Software Guidelines (DFSG) entwickelt. Sie stellen eine angemessene Definition dessen dar, was freie Software ausmacht. Nur Software, die der DFSG entspricht, kann Bestandteil des Hauptteils (
main distribution) von Debian sein.
Ich bin jetzt nicht einer der absoluten Hardcorefraktion, der prinzipiell gegen Ubuntu und Canonical wettert. Es gibt durchaus Punkte und Aspekte, wo ich die Präsenz absolut berechtigt finde und es auch durchaus Sinn macht.
Ubuntu ist meiner Meinung nach gut geeignet für:
- Windows Umsteiger
- Neulinge im Bereich Computer
- Gamer
- Multimedia-Fanatiker
- Anwender, die möglichst wenig mit der Technick zu tun haben wollen
Schlussendlich ist es halt schon so, dass Ubuntu eher ein Winux als ein GNU/Linux ist. Mein erstes Ubuntu war damals 7.04 und seither habe ich diverse Male damit experimentiert. Es hat sich aber (und das ist ja auch gut so und der natürliche Lauf der Dinge…) seither massiv verändert und meiner Meinung nach gibt Canonical dem Ganzen einfach zu sehr den Beigeschmack eines kommerziellen Produkts, das immer mehr auch mit dreisten Methoden zu Geld kommen möchte, um finanziert zu werden.
Und genau das war für mich der entscheidende Punkt. Ich habe gerne ein Betriebssystem, das als Hauptaugenmerk die Community, die Freiheit und das Wohl seiner Nutzer hat. Ein Betriebssystem, welches mit einigem technischen Verständnis (welches ich ja zum Glück mitbringe) sauber läuft. Nicht überladen ist, mit Features, die ich nicht will. Ein Betriebssystem, das macht, was ich sage – ohne dass ich zuerst einen Haufen nicht benötigter kleiner Schmarotzer entfernen muss.
So – nun ist es raus und es ist soweit: ich habe seit heute Mittag kein Dualboot mehr. Nur noch ein einziges Betriebssystem. Und das heisst Debian Wheezy 7.6. Mal sehen, wie sich das so schlägt. Aber ich glaube daran und ich glaube an die Community. Auch an das Alter: schliesslich ist Debian in der schnelllebigen IT-Welt eigentlich schon fast ein Greis. Und wie heisst es so schön? Was lange währt, wird gut werden ;)
Na dann kann ja nichts mehr schief gehen!
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